Die U 9-Spieler*innen des SV Kriegsdorf brauchten nur Augenblicke, um zu zeigen, dass Intention und Wirkung der Football Experience in einem Takt schlugen. Vor ihrem Auftritt bei einem Mustertraining zu den neuen Spielformen im Nachwuchsfußball enterten sie den Kunstrasencourt im Schatten des Kölner Messeturms. Kurzentschlossen folgten gleichaltrige Mädchen und Jungen im Dress der schottischen Nationalmannschaft, die als Fans die UEFA EURO 2024 besuchten. Dann lief der Ball. Und dann spielten Nationalität und Sprachbarriere keine Rolle mehr. „Genau das macht den Fußball aus“, sagte der Kriegsdorfer Coach Tuna Sevindik mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht, „wenn man Lust hat zu kicken, gibt es eben keine Berührungsängste mehr.“
Dieses ungezwungene Zusammentreffen von Menschen unterschiedlicher Herkunft war ein großes Plus dieser 17 Tage am rechten Rheinufer. Das beobachtete auch FVM-Präsident Christos Katzidis bei seinen Besuchen so. „Es war einfach schön, die vielen glücklichen Gesichter zu sehen“, machte er klar und wies noch auf ein weiteres Plus hin: „Für uns als Verband war es eine perfekte Bühne, um unsere Inhalte zu zeigen. Schließlich ging es auch darum, Impulse für eine nachhaltige Weiterentwicklung der Vereine am Mittelrhein zu setzen. In der Football Experience konnten alle Facetten des Fußballs erlebt werden.“
53 Aktionen gehörten zum Programm
Das Spektrum des Programms, das federführend vom FVM im Zusammenspiel mit anerkannten Fußball-, Sozial- und Sportorganisationen aus Köln und der Umgebung organisiert wurde, umfasste 53 Aktionen. Auf den drei Rasenspielfeldern und dem Kunstrasen-Soccer-Court stiegen Turniere, Mustertrainingseinheiten, Mitmach-Aktionen, Fan- bzw. Show-Matches und Spiele von Vereinen aus der Region und international – darunter auch viele, bei denen Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam dem Ball nachjagten.
Wer wollte, konnte auch an Kicker, Torwand, aufblasbarer Riesentorwand und bei einer Videoschiedsrichter-Simulation seine Klasse zeigen, einen Parcours mit Pass- und Dribbelstationen absolvieren und so das FC-Abzeichen erwerben oder schlicht entspannen. „Wir wollten die UEFA EURO 2024 nicht nur im Stadion zu einem Erlebnis machen, sondern in gleichem Maße die Menschen aus der Stadt und der Region über die Football Experience an dem Großevent partizipieren lassen“, erklärt FVM-Geschäftsführerin Sandra Fritz die Idee. Mit unterschiedlichen Formaten sei es gelungen, vielen Zielgruppen eine Teilhabe zu ermöglichen. „Durch Angebote für Freizeit- und Breitensportler*innen, Amateurfußballer*innen, Menschen mit und ohne Behinderung, Familien, Kinder und Jugendliche, Senior*innen und für die queere Community konnten wir ein vielfältiges Programm auf die Beine stellen. Das Konzept der Football Experience ist aus meiner Sicht voll aufgegangen.“
Dank geht an die vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen
Sandra Fritz war angetan von der Wirkung des Fußballs – und das war verständlich. Auf den frei zugänglichen Soccer-Courts am Tanzbrunnen fanden sich in Minispielformen immer wieder aufs Neue Menschen zusammen, die sich vorher nicht kannten. Mit einem Ziel: Fußball zu spielen und Spaß zu haben. „Es hat sich wieder mal gezeigt: der Fußball verbindet Menschen“, fand Fritz. Das konnte Thomas Lükewille bestätigen. Als Mitglied des Fanprojekts des 1. FC Köln bestritt er ein Turnier, an dem auch auswärtige Fans teilnahmen: „Die Atmosphäre hier am Rhein ist großartig. Es hat Riesenspaß gemacht, gegen Schotten zu spielen.“
Erstmalig wurden im FVM auch ein internationales Inklusionsturnier erfolgreich ausgetragen. FVM-Inklusionsbeauftragter Gökhan Erdek, der gleichzeitig auch Trainer der Inklusionsmannschaft vom FC Germania Zündorf ist, sagte: „Das Turnier sollte Austauschmöglichkeiten mit belgischen Mannschaften schaffen und so die internationale Vernetzung im Bereich des inklusiven Fußballs stärken. Dieser Austausch über Ländergrenzen hinweg ist elementar wichtig, um gemeinsam Entwicklungen anzustoßen und weitere Fortschritte in bereits vorhandenen Strukturen des Inklusionsfußballs zu erzielen.“
Viele Facetten der Nachhaltigkeit in den Blick genommen
Noch weitere Facetten der erwünschten Nachhaltigkeit nahm FVM-Vizepräsidentin Johanna Sandvoß in den Blick. Dazu zählen die Förderung des Jugend- und Breitensports, die Gewinnung ehrenamtlicher Kräfte und Schiedsricher*innen sowie die Qualifizierung von Trainer*innen. So wurden bei der Football Experience altersgerechte Angebote und Qualifizierungsmaßnahmen vorgestellt und Chancen aufgezeigt, in Vereinen und Verband anzupacken. Auch klassische ökologische Zielsetzungen fanden große Beachtung: Dazu gehörten Abfalltrennung, maximale Müllvermeidung und die ausschließliche Verwendung von Ökostrom. „Wir wollen den Spirit der Europameisterschaft nutzen und zeigen, dass Fußballspielen im Verein und ehrenamtliches Engagement eng mit Themen der Nachhaltigkeit verknüpft sind“, betonte Sandvoß.
Christos Katzidis dankte dem Team des FVM und der Stadt Köln, die sich nicht nur viele Monate vor der EURO 2024 Gedanken darum gemacht hatte, wie man dem Amateurfußball im Rahmen des Großereignisses eine Plattform geben könne, sondern jene Ideen auch mit großem Eifer umsetzten.
Einer, der in der Organisation eifrig wirbelte, war Daryousch Argomand, Koordinator Amateurfußball im Fußballkreis Köln. Auch ihn steckte die Stimmung an. „Vor allem an den Matchdays in Köln war die Atmosphäre hier überragend“, erklärte er. Die Offenheit und der freundliche Umgang der Menschen miteinander begeisterten ihn. Sportlich faszinierend fand er insbesondere das inklusive Walking Football Turnier, das der FVM in Kooperation mit den Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK) für Menschen mit Handicap durchführte und auch die Dynamik der Akteure der Amputierten-Bundesliga beeindruckte ihn. „Das alles trägt dazu bei, die Inklusion voranzubringen und die Vereine breiter aufzustellen“, ist Argomand sicher. Die UEFA EURO 2024 wird also nicht bloß schöne Erinnerungen schaffen, sondern nachhaltig etwas bewegen. Wie viel Kraft der Fußball besitzt, machte die Football Experience des FVM in 17 Tagen mit buntem Programm eindrucksvoll deutlich.
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