Für die Zuschauer*innen im Stadion und vor den Bildschirmen waren es spannungssteigernde Sequenzen zur Einstimmung auf die Partie England gegen Slowenien, für Mehmet Karsli Momente für die Ewigkeit.
Als Balltragekind hatte der 13-Jährige die Aufgabe, das Spielgerät in die vollbesetzte Arena der UEFA EURO 2024 im Kölner Stadtteil Müngersdorf zu bringen. Es waren nur wenige Meter vom Spielertunnel auf das Feld, doch eben auch Schritte vor einem Millionenpublikum, Seite an Seite mit den Unparteiischen des europäischen Fußballverbands und dicht gefolgt von den Weltstars um Jude Bellingham, Harry Kane und Benjamin Sesko. „Ich kann kaum beschreiben, wie sich das angefühlt hat, jedenfalls nicht real“, sagte Mehmet Karsli, kurz nachdem die Begegnung mit einem 0:0 zu Ende gegangen war und das Publikum in die Kölner Sommernacht entlassen hatte.
„Das war auf jeden Fall richtig cool und es hat alles gut geklappt“, so der Nachwuchsspieler des S.C. Fortuna Köln. Verdient hatte sich der 13-Jährige seinen großen Auftritt mit einer starken Leistung bei einem Turnier des DFB-Stützpunkts in Köln-Müngersdorf, wo er als U 14-Spieler regelmäßig Trainingseinheiten bestreitet. Dort hatte er einige Wochen vor der EURO 2024 bei einem Wettbewerb der Stützpunktspieler mit wechselnden Mannschaftskonstellationen mit Siegen und Toren die meisten Punkte geholt.
Nachricht löste große Vorfreude aus
Welchen Lohn dieser Tag erbringen würde, ahnte er damals aber noch nicht. „Ich dachte ursprünglich, dass ich einfach im Stadion dabei sein würde. Das wäre allein schon cool gewesen“, blickt er zurück. Doch wenige Wochen vor dem Start der UEFA EURO 2024 rief ihn sein Vater Tunay Karsli nach Schulschluss an, um ihm die frohe Kunde zu übermitteln, dass er den Ball ins Stadion tragen werde. „Ich habe das erstmal gar nicht richtig realisiert. Es hat ein paar Tage gebraucht, bis mir klar war, welche Aufgabe ich haben würde“, so der Nachwuchsspieler, der mit der U 15-Mannschaft der Kölner Fortuna in die kommende Spielzeit gehen wird. Alles danach war pure Vorfreude, gepaart mit großer Aufregung.
„Alle Balltragerkinder waren vorher etwas nervös, aber letztlich haben sie ihre Aufgabe perfekt gemeistert“, sagt Nicole Valderrama, beim FVM zuständig für überfachliche Qualifizierungsmaßnahmen. Sie war bei den bislang vier von fünf EURO-Begegnungen in Köln als Betreuerin der Mädchen und Jungen dabei. „Bei den Proben einige Stunden vor dem Anpfiff wurde alles besprochen, welchen Weg die Balltragerkinder nehmen müssen und wann sie den Ball an den Schiedsrichter überreichen“, erklärt sie.
Die Outfits wurden verteilt und zur Stärkung wurde gemeinsam gegessen. Auch EM-Maskottchen Albärt schaute für ein Erinnerungsfoto vorbei. „Meine Aufgabe war es auch, allen Mut zuzusprechen und die Aufregung zu dämpfen“, so Valderrama. Offensichtlich passte das Zusammenspiel mit den drei Jungen aus den DFB-Stützpunkten und der Spielerinnen des Mädchenförderzentrums Ost, die für die besondere Aufgabe auserkoren waren. „Es gab auf jeden Fall ausschließlich positives Feedback von Eltern und Ballträgern“, freute sie sich.
Am Wochenende steht mit dem Achtelfinale zwischen Spanien und dem Dritten der Gruppe D/E/F das letzte Spiel in Köln an. Auch bei diesem Spiel wird Nicole Valderrama ein weitere Spielerin aus dem Mädchenförderzentrum Ost betreuen, die als Balltragekind das Achtelfinale miterleben darf.
Smalltalk mit Harry Kane
Wie hätte es auch anders sein können. Schließlich hat man als Nachwuchsfußballer*in sonst kaum die Gelegenheit, den Stars so nah zu sein, wie im Spielertunnel und auf dem Weg aufs Feld. Diese Minuten haben auch Mehmet Karsli begeistert. „Ich habe sogar kurz mit Harry Kane gesprochen und ihm gesagt, er soll ein Tor schießen“, so der 13-Jährige.
Im Team der Engländer spielen einige seiner Vorbilder. Getoppt werden sie in seiner persönlichen Rangliste nur von einem Akteur im Dress des DFB: Joshua Kimmich. „Er ist mein eigentliches Vorbild, ich liebe seine Führungsqualität“, sagt Karsli, der selbst auf der Sechser-Position, also im defensiven Mittelfeld spielt.
Mit seinem Vater Tunay und dessen Bruder hat er gute Ratgeber aber insbesondere in der eigenen Familie. „Sein Onkel hat schon als Trainer im Profibereich in der Türkei gearbeitet und gibt ihm immer wieder gute Tipps zum Spiel, aber auch zur Ernährung“, erklärt Karsli Senior. Der Traum, es im Fußball zu etwas zu bringen, lebt also bei Mehmet Karsli. Wie es sich anfühlen muss, ein ganz Großer der Branche zu sein, konnte er nun bei der UEFA EURO 2024 hautnah spüren. Es hat Lust auf mehr gemacht. So viel steht fest. „Ich würde gerne noch einmal bei so einer Partie aufs Feld gehen. Dann als Spieler eines der beteiligten Teams“, sagt er. Der Abend in Köln habe seine Motivation nochmals gesteigert, hart für die Verwirklichung dieses Traums zu trainieren.
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