Erfolgreicher Abschluss

Traditionell bildet der 4. Tag des Anwärterlehrgangs den Abschluss der Ausbildung zum Schiedsrichter

Erfolgreicher Abschluss

VON STEFAN KÜHLBORN

Rhein-Erft-Kreis. Maya Elisa und Tim wollen Schiedsrichter werden. Darum sind die beiden Teenager an diesem Samstagmorgen Ende Februar auf die Platzanlage des SV Grün-Weiß Brauweiler gekommen, wo der Fußballkreis Rhein-Erft den vierten und damit letzten Tag seines Schiedsrichter-Anwärterlehrgangs abhält. Während auf der einen Seite des Kunstrasenplatzes die E-Junioren der Grün-Weißen und des Horremer SV im Rahmen der Fair Play-Liga ohne Schiedsrichter spielen und unter der Aufsicht der Trainer knifflige Entscheidungen selbst lösen sollen, lernen nur einige Meter weiter die Schiedsrichter-Anwärter, auf welche Details sie bei der Begehung des Platzes und beim Ausfüllen der Spielnotizkarte zu achten haben. Am Ende des Tages wird Norbert Szyszka, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses Rhein-Erft (KSA), 30 neue Spielleiter im Kreise der Schiedsrichter-Gemeinschaft begrüßen dürfen. „Mit diesen Zahlen können wir im Vergleich zu anderen Kreisen sehr zufrieden sein. Wir erhalten rege Unterstützung aus den Vereinen und unsere Maßnahmen kommen gut an“, schildert Szyszka das Erfolgsgeheimnis der Rhein-Erft-Schiedsrichter. So stellt der KSA den neu ausgebildeten Unparteiischen nicht nur ihr erstes Outfit für den Einsatz an der Pfeife, auch darüber hinaus erfahren die Neulinge größtmögliche Unterstützung und Zuspruch. Das ist auch notwendig, denn Szyszka macht keinen Hehl daraus, dass viele der frisch ausgebildeten Schiedsrichter die Pfeife auch relativ schnell wieder an den Nagel hängen. „Ich kann niemandem verübeln, wenn keine große Lust besteht, sich Situationen auszusetzen, in denen man beleidigt oder womöglich sogar bedroht wird. Wir brauchen eigentlich noch viel mehr Unterstützung für die jungen Schiedsrichter bei ihren Spielen.“ Maya Elisa Nikolai schrecken solche Negativmeldungen, wie sie zuletzt viel zu häufig zu lesen waren, nicht ab: „Nur weil sich von 100 Spielern vielleicht fünf schlecht verhalten, sollen nicht alle darunter leiden müssen, dass es ein paar Idioten gibt.“ Für die 13-Jährige ist der Ausbildungstag im Abteisportpark ein echtes Heimspiel, denn die Schülerin aus Pulheim kickt selbst im Nachwuchs von GW Brauweiler. Auf die Idee, die Perspektive zu wechseln und den Anwärterlehrgang zu absolvieren, brachte sie ihr Vater. „Es ist wichtig, dass es Schiedsrichter gibt. Ich will Verantwortung übernehmen und zeigen, dass auch Mädchen in dieser Rolle bestehen können.“ Während die künftigen Unparteiischen nun die Lernstationen wechseln, verfolgt Kerstin Schäfer das Geschehen vom Spielfeldrand aus. Sie weiß, wie es ist, sich als Frau an der Pfeife zu behaupten, pfiff sie doch selbst bis 2008 als Schiedsrichterin auf den Sportplätzen im Rhein-Erft-Kreis. „Natürlich hat man hin und wieder dumme Sprüche von Zuschauern wahrgenommen, von den Vereinen und Spielern habe ich aber nie etwas Negatives gehört.“ Heute ist Kerstin Schäfer im Abteisportpark, um ihren Sohn Tim zu unterstützen. Der 16-Jährige will als Schiedsrichter nicht nur in die Fußstapfen der Mama treten, sondern gleich eine ganze Familientradition fortführen. Denn auch Onkel Markus Lomp und Opa Karl-Heinz Lomp waren oder sind schon lange als Schiedsrichter ehrenamtlich dem Fußball verbunden. Auch wenn der Großvater im stolzen Alter von 74 Jahren vor ein paar Wochen aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt erklärte. „Ich war ein paar Mal mit meinem Opa bei Spielen dabei und es hat mir immer Spaß gemacht. Ich weiß, dass man sich sicher das eine oder andere Mal etwas anhören lassen muss, aber man braucht Schiedsrichter“, sagt Timo Schäfer, der selbst bei Viktoria Gruhlwerk aktiv ist und im Anschluss an den Lehrgang seine ersten Einsätze als Spielleiter bei den D- und C-Junioren haben und im Seniorenbereich in der Kreisliga A als Assistent fungieren wird. Genauso wie Tim freut sich auch Maya Elisa schon sehr auf ihre ersten Einsätze an der Pfeife. Und während die beiden Nachwuchs-Referees ihren Debüts entgegenfiebern, hoffen die Verantwortlichen des Kreisschiedsrichterausschusses Rhein-Erft weiter auf regen Zulauf neuer Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. „In Jahren mit großen Turnieren wie EM oder WM haben wir in der Regel deutlich höhere Anmeldezahlen“, sagt Konstantin Lienig vom Ausbildungsstab und ist zuversichtlich, dass auch die kommenden Anwärterlehrgänge wieder regen Zulauf erfahren werden.
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Bilder: Stefan Kühlborn

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