Bitburger-Pokal: Kultfiguren der Finalisten

Bitburger-Pokal: Kultfiguren der Finalisten

Kultfigur Alemannia Aachen: Mo Hadidi - Zeugwart

Das Outfit für neue Helden hätte Mo Hadidi zweifellos schnell parat. In der Ecke seines Raumes in den Katakomben des Aachener Tivoli steht schließlich eine Beflockungsmaschine. Und der Zeugwart des Regionalligisten Alemannia Aachen würde das Gerät nur allzu gerne anschalten, um T-Shirts für die Spieler mit dem Schriftzug „Aufsteiger“ oder „Pokalsieger“ zu versehen. „Das wäre ein Traum und überhaupt kein Problem für mich. Mit dem Ding kenne ich mich gut aus“, sagt Hadidi.

Seit 15 Jahren ist er für den Klub tätig. Er schneidet Obst für die Spieler, ist nicht selten ihr Kummerkasten, wäscht die Trainingskleidung, kümmert sich um Bälle und Schuhe – und er beflockt eben auch die Trikots und Trainingsanzüge der Spieler des Klubs. Der Deutsch-Iraker mit dem freundlichen Lachen kann eine Menge Geschichten über den Traditionsklub erzählen. Eine davon handelt von seiner Beflockungsmaschine. „Jörg Schmadtke kam irgendwann vorbei und hat mich gefragt, ob ich nicht so ein Gerät gebrauchen könnte“, erinnert er sich. Hadidi sagte ja und tatsächlich kam der damalige Vereinsmanager wenige Tage später und brachte ihm die Maschine vorbei. Es war nicht das einzige Mal, dass Schmadtke, der heute beim VfL Wolfsburg tätig ist, ihm einen Gefallen tat. Der Manager war es auch, der Hadidi 2004 gewissermaßen die Tür zur Alemannia und einem neuen Beruf öffnete. Hadidi war zu jener Zeit im Dienste der Stadtverwaltung häufiger mit Grünschnitt und anderen Arbeiten am Tivoli beschäftigt. „Schmadtke hat mich ein paar Mal bei der Arbeit beobachtet und mich dann angesprochen, ob ich Lust hätte, als Zeugwart auszuhelfen“, erinnert er sich. Drei Monate sollte sein Engagement ursprünglich dauern. 15 Jahre sind daraus geworden, weil er seinen Job trotz aller Freundlichkeit und Lockerheit mit Akribie verrichtet. Und ein Ende ist nicht in Sicht. „Ich kann mir nicht vorstellen, für einen anderen Klub zu arbeiten, auch wenn es schon einige Angebote gab“, sagt Hadidi, der seit rund einem Jahr von seiner Freundin Wera Bosseler unterstützt wird. Zu tief hat er die Alemannia ins Herz geschlossen, obwohl es in den vergangenen Jahren nicht immer leicht war.

Zu Beginn seiner Zeit am Tivoli spielte das Team noch in der Ersten und Zweiten Liga. Sogar im Europa-Pokal war die Alemannia vertreten. „Die internationalen Spiele wurden damals in Köln ausgetragen und ich war immer dabei. Das war unglaublich“, erinnert er sich. Doch sein Klub geriet in finanzielle Schwierigkeiten und musste 2013 vorerst Abschied vom Profifußball nehmen. „Ich hoffe natürlich, dass bald der Wiederaufstieg gelingt“, sagt Hadidi. Ein Sieg in Bonn könne wegweisend sein, meint er. Das Team und der Trainer hätten das Zeug dazu und die vielen treuen Anhänger hätten es verdient. Dieses Kompliment gibt Teamkapitän Peter Hackenberg gerne zurück: „Mo ist ein super Typ, der immer 100 Prozent gibt und absolut zuverlässig ist.“ Eines ist klar: Sollte im Bonner Sportpark Nord tatsächlich die Zeit für neue Helden der Alemannia anbrechen, wäre Mo Hadidi ein Teil dieser Geschichte.   

Kultfigur Fortuna Köln: Ingolf Stollens - Fan-Beauftragter

Kein Plan, sondern der Zufall wies Ingolf Stollens den Weg. Eigentlich waren es sogar zwei Zufälle, die ihn zu einem der Gesichter von Fortuna Köln werden ließen. Vor beinahe zwei Jahrzehnten entschloss sich der heutige Fan-Beauftragte des Drittligisten zu einem Besuch des Kölner Südstadions. „Ich lebte damals noch in Berlin und habe mir ab und an die Regionalliga-Spiele von Tennis Borussia angesehen. Vor der Meisterschaftspartie in Köln habe ich mich in einem Internetforum über die Fortuna erkundigt“, erinnert sich Stollens. Auf der Online-Plattform kam er mit Matthias Schäfer in Kontakt. Der heutige Zeugwart war schon damals ein Fortuna-Insider und bestärkte Stollens in seiner Idee, einmal nach Köln zu reisen. So kam der großgewachsene Berliner tatsächlich auf Stippvisite in die Arena an der Vorgebirgsstraße. „Es hat mir gefallen“, sagt der 35-Jährige.

Feuer fing er aber erst, nachdem ihn der Beruf einige Zeit später wirklich von der Spree an den Rhein verschlagen hatte. „Ich habe wieder mit Matthias Schäfer Kontakt aufgenommen und begonnen, regelmäßig zur Fortuna zu gehen“, sagt er. Dass der Verein als Fünftligist damals ein gutes Stück entfernt vom Profifußball unterwegs war, störte ihn nicht. „Wir sind eben über die Dörfer gefahren und haben sonntags an den Plätzen frisch gebackenen Kuchen von netten Seniorinnen gegessen“, erinnert er sich. Stollens ging es längst nicht mehr nur ums Fußballschauen. Die Fortuna, die übrigen Fans, das Südstadion – das alles war nun ein Teil von ihm. Und er war ein Teil der Fortuna.

Mit seiner umtriebigen, hilfsbereiten und verbindlichen Art machte sich der Neu-Kölner einen Namen in Fan-Kreisen. So kam 2007 nicht zufällig der inzwischen verstorbene Vereinsvorsitzende Klaus Ulonska auf ihn zu und bot ihm an, Fan-Beauftragter zu werden. „Lange überlegt habe ich nicht“, sagt Stollens. Und bereut habe er seine Zusage schon gar nicht. Denn trotz der langen Zeit im Profifußball sei bei der Fortuna alles noch nicht übertrieben auf Hochglanz poliert, es gehe äußerst familiär zu, findet er. Den Charme des Südstadt-Klubs machten Zusammenhalt, enge Kontakte und kurze Wege aus. Und nicht selten führen diese Wege zu ihm. Stollens kümmert sich um die Anliegen der inzwischen 16 Fanklubs und hilft bei der Organisation von Auswärtstouren. Der 35-Jährige ist Bindeglied zwischen Klub und Anhängerschaft, wenn es um Sicherheitsbelange, Stadionchoreografien und Fan-Aktionen geht. „Und wenn es auf der Tribüne mal emotional wird, bin ich da, um die Gemüter abzukühlen“, erklärt er. So steckt Stollens, der als Zerspanungsmechaniker in der Industrie sein Geld verdient, viele Stunden in sein ehrenamtliches Engagement bei der Fortuna. Dennoch will er an diesem Teil seines Lebens nichts ändern. Das ist sein Plan. Es muss schließlich nicht immer der Zufall den Weg zum Glück weisen.

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